Gleichberechtigung für Konfessionsfreie

Die säkularen Verbände haben das Spitzentreffen mit Bündnis 90/Die Grünen bewertet:

Übernommen von Humanischtem Pressedienst hpd.de (von Frank Nicolai)

BERLIN. (hpd) Zum Spitzengespräch des Bundesvorstandes von B90/Die Grünen mit Vertretern von säkularen Vereinen und Verbänden am Montag vergangener Woche haben der Humanistische Verband Deutschlands (HVD) sowie Jugendweihe Deutschland e.V. Stellungnahmen veröffentlicht.

Nach Auffassung des HVD zeigte das Spitzengespräch bei Bündnis 90/Die Grünen eine breite Übereinstimmung mit den Forderungen des Humanistischen Verbandes zur Weiterentwicklung des Verhältnisses von Staat, Religionen und Weltanschauungen in Deutschland.

„Angehörige von Konfessionsgemeinschaften und Menschen ohne ein religiöses Bekenntnis müssen in der Bundesrepublik Deutschland konsequent gleichberechtigt und gleichbehandelt werden. Dafür sind gesetzgeberische und andere politische Reformen unverzichtbar. So lautete der zentrale Konsens des ersten Spitzengesprächs zwischen Vertretern von Bündnis 90/Die Grünen, des Humanistischen Verbandes Deutschlands und weiterer im Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) versammelter Vereinigungen“ heißt es in der Pressemitteilung des HVD.

Frieder Otto Wolf, der für den HVD an dem Spitzengespräch teilnahm, betonte, dass der Humanistische Verband für die konsequente Umsetzung von kooperativem Laizismus eintritt. Deshalb müssen „Benachteiligungen aufgrund des weltanschaulichen Bekenntnisses … daher in Zukunft ebenso abgebaut werden wie die bestehenden Defizite bei der vom Grundgesetz ausdrücklich vorgeschriebenen Gleichbehandlung von weltanschaulichen Gemeinschaften nichtreligiöser Menschen.“

Dem kurz zuvor vorgestellten Abschlussbericht der religionspolitischen Kommission von Bündnis 90/Die Grünen, der vor allem der Arbeit des Bundesweiten Arbeitskreises Säkularer Grüner zu verdanken ist, sprach er seine Anerkennung aus. „Die im Bericht enthaltenen Positionen und religionspolitischen Reformvorschläge entsprechen in vielen Punkten den Positionen und Forderungen des Humanistischen Verbandes. Deutliche Übereinstimmung gab es hier auch darin, dass eine Kooperation zwischen staatlichen Institutionen und anerkannten Religions- bzw. Weltanschauungsgemeinschaften weiterhin möglich sein müsse, da diese Teile und Träger einer lebendigen Zivilgesellschaft in Deutschland sind.“

Konny G. Neumann von Jugendweihe Deutschland e.V. (JwD) begrüßte ebenfalls das erstmals in dieser Form stattgefundene Spitzengespräch zwischen einer Parteiführung und säkularen Vereinen und Verbänden.

Für Jugendweihe Deutschland e.V. schrieb er: „Wir begrüßen es, dass nun endlich eine der großen Parteien die Fragen, die sich durch die veränderte Gesellschaft der Bundesrepublik ergeben, breitgefächert aufgreift und Handlungsbedarfe aufzeigt, die von Bündnis 90/ Die Grünen angepackt werden sollen.“

Er weist darauf hin, dass, als das Grundgesetz vor fast 70 Jahren 1949 beschlossen wurde, noch rund 95 Prozent der Bundesdeutschen Mitglied einer der beiden großen Kirchen waren; „heute sind mehr als ein Drittel der Bevölkerung konfessionsfrei, also keiner der Kirchen angehörig (beide je unter 30 Prozent). Dies wird weder in Gesetzgebung noch im Handeln der Bundesregierung oder der Länderregierungen berücksichtigt.“

Jugendweihe Deutschland ist „deshalb dem Bündnis 90/ die Grünen dankbar, dass sie hier Änderungen herbeiführen wollen. Die z.T. komplexen Probleme (z.B. Religionsunterricht, gleichberechtigte Vertretung in Gremien, Einbeziehung in Forschung und Lehre, bei der Seelsorge, Abschaffung der Privilegierung (‚Dritter Weg‘, Beteiligung an den ‚öffentlich-rechtlichen Medien‘, Einzug der Kirchensteuer, etc.) werden in dem lobenswerten Papier ausführlich aufgezeigt und durch Lösungsansätze ergänzt. Es bleibt zu hoffen, das es auf der Bundesdelegiertenkonferenz im November beschlossen wird.“

Neumann überreichte im Anschluss an das Gespräch dem Bundesvorstand von B90/Die Grünen Bücher, die die Position von Jugendweihe Deutschland direkt oder indirekt verdeutlichen. So unter anderem auch die Jugendweihe Geschenkbücher, die Dokumentation des Deutschen Humanistentages „Freier Blick 2014“ sowie „20 Jahre Jugendweihe Deutschland – 120 Jahre Jugendweihe Hamburg“. Aus den Büchern wird nach seinen Worten deutlich, „dass die im Positionspapier von Bündnis 90 /Die Grünen bezüglich der Voraussetzung der Arbeit genannten Werte und Festlegungen sich mit denen von JwD weitgehend decken: uneingeschränkte Anerkennung der Menschenrechte, Toleranz, Ablehnung von Fundamentalismus und Gleichberichtigung der Weltanschauungen mit den Religionen.“

Verwandte Artikel