BAG Säkulare Grüne erneuert Forderung nach Pflichtfach „Philosophie und Religionskunde“

Auf der Tagung der BAG Säkulare Grüne in Erfurt (19. bis 21. 10. 2018) hat die Bundesarbeitsgemeinschaft ihre Forderung nach Schaffung eines Pflichtfaches für alle Schüler* innen „Philosophie und Religionskunde“ erneuert und an die Landesverbände von Bündnis 90/Die Grünen appelliert, dem Beispiel der bayerischen Grünen zu folgen. Die bayerischen Grünen hatten im Landtagswahlprogramm 2018 die Forderung nach einem Pflichtfach „Philosophie und Religionskunde“ erhoben.

 

Beschluss der Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne

Erfurt, 21.10.2018

Im Positionspapier zur schulischen Bildung „Orientierung auf Wertemündigkeit in einer freiheitlich-pluralistischen Gesellschaft“  fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft ein verbindliches Schulpflichtfach „Philosophie und Religionskunde“ für alle Schüler*innen ab der ersten Schulklasse, das – altersentsprechend –  „die Lehren und die Geschichte von Philosophie, Religionen und Weltanschauungen …vermitteln und die Auseinandersetzung mit Fragen der Ethik und Moral … befördern soll.“ (Positionspapier der BAG Säkulare Grüne).

Von besonderer Bedeutung dabei ist, dass dieses Fach „inklusiv im Klassenverband“ praktiziert werden soll und dass die Schüler*innen nicht nach religiös und weltanschaulich unter- schiedlichen Elternhäusern getrennt werden. Die Schüler*innen sollen die Möglichkeit haben, religiöse und weltanschauliche Lehren und Praxis anschaulich zu erfahren, sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszutauschen und angemessene Begegnungs- und Ver- ständigungsformen einzuüben.

Erst in dieser mehrperspektivischen Zugangsweise können Kinder und Jugendliche Kompetenzen entwickeln, die sie benötigen, um Verständnis gegenüber anderen philosophischen und religiösen Anschauungen zu entwickeln. Grundlage hierfür ist die Gleichberechtigung unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen.

Hierzu ist eine inklusive Bildungsvermittlung, also im Klassenverband unabdingbar. Die Trennung von Kindern und Jugendlichen nach Religions- und Weltanschauungszugehörigkeit zementiert jedoch bestehende Trennungen

Die Bundesarbeitsgemeinschaft begrüßt, dass jetzt erstmalig ein Landesverband von Bündnis 90 / Die Grünen ebenfalls die Forderung nach einem inklusiven für alle Schüler*innen verbindlichen Schulfach „Philosophie und Religionskunde“ erhoben hat.

Im Landtagswahlprogramm 2018 der bayerischen Grünen heißt es:

„Wir nehmen den Auftrag aus der Bayerischen Verfassung ernst, Schülerinnen und Schüler im Geist der Demokratie zu erziehen. Deshalb werden wir die fächerübergreifende politische und philosophische Bildung schon in der Grundschule stärken und dem Fach Sozialkunde an allen Schularten einen höheren Stellenwert einräumen.   … Unsere Gesellschaft ist in den letzten 30 Jahren religiös-weltanschaulich pluraler geworden. Wir wollen dem erkennbar gefährdeten gesellschaftlichen Zusammenhalt durch die schrittweise und schulartspezifische Einführung eines verpflichtenden Unterrichtsfaches „Philosophie und Religionskunde“ begegnen. Alle Schüler*innen sollen gemeinsam die Welt und die menschliche Existenz ergründen, deuten und verstehen lernen sowie erfahren, welche Antworten die verschiedenen religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen auf die Fragen, die sich dabei stellen, geben. Damit fördern wir friedliches Zusammenleben und Integration und wirken Fremdenfeindlichkeit, Fundamentalismus und Terrorismus entgegen.“ (S.36 f. des Wahlprogramms 2018)

Die Schaffung eines entsprechenden Pflichtfaches „Philosophie und Religionskunde“ (oder auch „Ethik“)  nur für diejenigen Schüler*innen, die nicht am konfessionsgebundenen Religionsunterricht teilnehmen, lehnt die Bundesarbeitsgemeinschaft ab. Ein solches „Lücken büßerfach“ trennt  den Klassenverband  und grenzt diejenigen Schüler*innen, die am Religionsunterricht teilnehmen, aus dem gemeinschaftlichen Diskurs über Werte in der frei- heitlichen Gesellschaft aus. Denn sie können sich nicht gemeinsam mit Schüler*innen an- derer Konfessionen oder auch keiner Konfession in gegenseitiger Wertschätzung über unterschiedliche Ansichten und Wertvorstellungen  auseinandersetzen.

Die BAG Säkulare Grüne appelliert an sämtliche Landesverbände von Bündnis 90 / Die Grünen, sich die Forderung nach einem Pflichtfach Philosophie und Religionskunde“  für alle Schüler*innen zu eigen zu machen.

 

Positionspapier der BAG Säkulare Grüne (Pflichtfach Philosophie und Religionskunde

https://saekulare-gruene.de/positionspapier-zur-schulischen-bildung-orientierung-auf-wertemuendigkeit-in-einer-freiheitlich-pluralistischen-gesellschaft/

Landtagswahlprogramm 2018 Bündnis 90 / Die Grünen Bayern

https://gruene-bayern.de/wp-content/uploads/2018/07/B90-DieGruenen-Bayern_Landtagswahlprogramm-2018_BARRIEREFREI.pdf

 

 

 

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