BAG Säkulare Grüne kritisiert Hamburger Modell
des „Religionsunterrichts für alle“
- Stellungnahme der BAG-Sprecher*innen
Die BAG Säkulare Grüne kritisiert das Hamburger Modell des „Religionsunterrichts für alle“, dem sich nun auch die katholische Kirche in der Hansestadt angeschlossen hat. Der Begriff „Religionsunterricht für alle“ suggeriert ein inklusives Unterrichtsfach, das sich gleichermaßen an alle Schülerinnen und Schüler richtet. Tatsächlich aber handelt es sich dabei um eine modifizierte Form des konfessionellen Religionsunterrichts, den nun die beiden christlichen Kirchen, die alevitische und die jüdische Gemeinde sowie mehrere islamische Verbände gemeinsam verantworten. Die Religionen sollen dabei nicht aus einer um Neutralität bemühten Perspektive dargestellt werden, sondern ausdrücklich aus religiöser Sichtund von Lehrer*innen, die ihrer Religionsgemeinschaft verpflichtet sind..
Das Modell lässt völlig außer Acht, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Hamburg und auch die Mehrheit der dortigen Schüler*innen konfessionsfrei ist und sich keine der im Fach abgebildeten religiösen Sichtweisen zu Eigen macht. Da auch der Religionsunterricht für alle ein konfessioneller Religionsunterricht ist, ist die Teilnahme an dem Fach gemäß Artikel 7 Absatz 2 Grundgesetz freiwillig – faktisch aber fehlt seit Jahrzehnten in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 ein Alternativfach für alle konfessionsfreien Kinder. Das ist ein schulpolitischer Skandal!
Umfragen belegen, dass bundesweit selbst viele Eltern konfessionsgebundener Kinder ein Fach, in der die Religionsgemeinschaften und deren Amtsträger*innen über die Schulinhalte ihrer Kinder bestimmen, als unzeitgemäß ablehnen und stattdessen ein um Objektivität bemühtes, von Vorgaben der Religionsgemeinschaften freies Fach befürworten. Nur ein solches Schulfach kann zudem rechtlich zu einem Pflichtfach erhoben werden und damit einen Raum bieten, an dem alle Schülerinnen und Schüler auf Augenhöhe gemeinsam über Religionen, Weltanschauungen und ethische wie andere philosophische Fragen lernen.
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne hält daher an ihrer Forderung fest, ein Pflichtfach „Philosophie und Religionskunde“ bundesweit einzuführen. In diesem können Schülerinnen und Schüler gemeinsam Inhalte zu verschiedenen philosophischen Ansätzen und verschiedenen Religionen und Weltanschauungen lernen. In der immer vielfältiger werdenden Gesellschaft ist ein solches verbindliches Fach für alle, in dem sich Schülerinnen und Schüler ohne religiöse Vorgaben wissenschaftlich fundiert informieren und auf Augenhöhe austauschen können, wichtiger denn je.
01.05.2022
Die Sprecher*innen der BAG Säkulare Grüne
Hannah Wettig Walter Otte
Sprecherin Sprecher
Krystina Grendus Lino Klevesath
Stellv. Sprecherin Stellv. Sprecher
Tala Hariri Jürgen Roth
Stellv. Sprecherin Stellv. Sprecher
Zum Thema siehe u.a. auch:
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