Aus einer verengten eurozentrierten Sicht erscheint es so, als seien die meisten Opfer islamistischen Terrors Angehörige der freien und offenen Gesellschaften. Diese Auffassung wird befördert durch eine überbordende Katastrophenberichterstattung über islamistische Anschläge in Europa (einhergehend mit einer fast Nullberichterstattung über islamistische Anschläge außerhalb Europas!), zugrunde liegen ihr aber auch Vorurteile gegen „den Islam“. Umso wichtiger ist eine Aufklärung darüber, wie es sich wirklich verhält – um Vorurteile abzubauen, hinsichtlich „des Islam“ zu differenzieren wie bei anderen Religionen, aber auch um Solidarität mit den terrorisierten Muslim*innen üben zu können.
„Auf globaler Ebene sind die weitaus meisten Opfer der Gewalt von Islamisten, orthodoxen Muslimen und islamischen Regimen selber Muslime.“, schreiben die Spezialist*innen vom „Kompetenzzentrum Islamismus“ der Aktion 3. Welt Saar in einer aktuellen Veröffentlichung vom Januar 2021. Sie weisen diese Aussage mithilfe sorgfältiger Recherchen weltweit eindeutig nach.
Wer dies zur Kenntnis nimmt, wird allein durch die Fakten umstandslos dazu kommen, im Islam und unter den Muslim*innen zu differenzieren. Der Islam von Opfern und Tätern kann wohl kaum derselbe sein! Pauschalisierungen, eine Gleichsetzung von Islam generell und Islamismus wird da nur noch denjenigen bleiben, die ohnehin nicht differenzieren, sondern aus der rechten Ecke nur hetzen wollen.
Wir veröffentlichen den Beitrag „Muslime als Opfer islamistischer Gewalt“ mit ausdrücklicher Genehmigung © Aktion 3. Welt Saar e.V. und verweisen wegen weiteren Informationenen, Berichten und Analysen auf die WebSite der Aktion 3. Welt Saar www.a3wsaar.de .
Der Artikel dokumentiert seine Aussagen anhand von Medienberichten und weiteren Texten.
Muslime als Opfer islamistischer Gewalt
Die Anlässe und Erscheinungsformen derartiger Gewalt sind vielfältig. So werden Muslime Opfer unmittelbarer physischer islamischer Gewalt, weil
– sie der „falschen“ islamischen Konfession angehören. Schiiten werden Opfer von Sunniten, Sunniten Opfer von Schiiten usw.
– sie zwar zur selben Konfession gehören, aber den Islam aus Sicht der Täter falsch praktizieren.
– ihre Lebensweise nicht den islamischen Moralvorschriften entspricht. Nichteheliche Sexualität, Homo- und Transsexualität, Konsum von Alkohol und andere verbotene Genüsse inklusive der Nichteinhaltung der Fastenregeln werden von manchen islamischen Gruppen und in manchen islamischen Ländern sanktioniert und mit Gefängnis, Körperstrafen oder auch der Todesstrafe geahndet.
– sie sich familiären Zwängen nicht unterwerfen, indem sie sich ihre Lebens- und Liebespartner selber aussuchen. Sich Zwangsverheiratungen zu widersetzen, gilt als Schande und hat häufig die Ermordung der betreffenden Frauen, aber auch von Männern zur Folge, also sogenannte Ehrenmorde.
– in Teilen der islamischen Welt zur Kontrolle und Unterdrückung der weiblichen Sexualität die Genitalien von Mädchen und jungen Frauen verstümmelt werden. Diese Genitalverstümmelung wird dann häufig theologisch gerechtfertigt.
Während diese Aufzählung sich primär auf direkte physische Gewalt bezieht, sind die zugrundeliegenden Machtstrukturen selber gewaltförmig, auf Unterwerfung und persönliche Einschränkung ausgerichtet. Dies drückt sich in vielfältigen Zwängen – Zwangsverheiratungen, Kleiderzwängen, strengen Verhaltensregeln – aus.
All das ist nicht für den Islam, auch nicht für den radikalen und konservativen Islam, insgesamt repräsentativ, steht aber für mehr oder weniger einflussreiche Stömungen im Islam.
Zum Teil sind derartiger Verfolgung ausgesetzte Muslime in Wirklichkeit Ex-Muslime, das heißt, sie sind nicht oder nicht mehr gläubig. Da der orthodoxe Islam ein Verlassen der Religion aber nicht erlaubt, werden sie nach wie vor als Muslime angesehen.
Die Zusammenstellung
ist themenspezifisch sortiert, in Form von Links zu Texten unterschiedlicher Art. Innerhalb der Rubriken sind die Artikel nach Erscheinungsdatum geordnet, aktuellste zuoberst. Ein Teil der Texte liegt auch in Dateiform vor.
Am Anfang stehen Beiträge zur allgemeinen Situation in ausgewählten islamischen Ländern, die sich nicht spezifisch auf Gewalt gegen Muslime beziehen, deren Dokumentation aber ebenfalls einschließen. Es folgen dann Texte zu spezifischen Verfolgungsgründen.
Die Sammlung wird regelmäßig aktualisiert und erweitert. Stand: Januar 2021
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